Umbau eines Märklin Allstrommotors zu einem Gleichstrommotor mit Decodereinbauanleitung

 

Zuerst sollte geklärt werden, welche wichtige Motortypen in der Modellbahn existieren:

- Allstrommotoren (Trommelkollektormotoren, Scheibenkollektormotoren)

- Gleichstrommotoren

- Glockenankermotoren

 

Die häufigsten Motortypen sind wahrscheinlich die Gleichstrommotoren. Diese werden in fast allen Lokomotiven verbaut. Dann gibt es auch noch Glockenankermotoren, das sind bürstenlose Gleichstrommotoren. Uns interessieren aber erst mal die Allstrommotoren. Diese werden in den Märklin Lokomotiven mit Fahrtrichtungsumschalter oder DELTA Modul verbaut. Der Nachteil an den Motoren: Sie lassen sich sehr schwer regeln, d.h. Lok fährt in "Sprüngen", also plötzliches Erhöhen der Geschwindigkeit. Das ist bei Gleichstrommotoren nicht der Fall.

 

Alle Märklin Loks außer den 37xx(x) und 39xxx haben einen Trommel- bzw. Scheibenkollektormotor. Loks mit der Artikelnummer 39xxx besitzen einen C-Sinus Motor, ein bürstenloser und dadurch wartungsfreier Motortyp von Märklin. Loks mit der Artikelnummer 37xx(x) haben einen Gleichstrommotor, bei manchen steht auch in der Beschreibung, dass ein Glockenankermotor eingebaut ist. Die neuen Hobby Loks haben alle Gleichstrommotore. Allgemein gesagt werden nur noch Gleichstrommotore in den Loks verbaut. Sollte man die Artikelnummern oder das Baujahr der Lok nicht zur Hand haben kann man trotzdem sehen ob ein Allstrommotor vorliegt oder nicht:

 

Ein Gleichstrommotor wird mit zwei Kabeln angeschlossen, ein Allstrommotor mit drei.

Ein Gleichstrommotor besitzt einen Permanentmagneten, ein Allstrommotor einen Elektromagneten.

 

Hat man einen Allstrommotor vorliegen, muss man zwischen dem Scheibenkollektormotor und dem Trommelkollektormotor unterscheiden. Die sind an den Bürsten zu erkennen. Während Tommelkollektormotoren zwei seitlich angebrachte Kohlen haben, haben Scheibenkollektormotoren jeweils eine zum Motor hinzeigende Draht- und Kohlebürste. Neuere Loks mit einem zweiachsigen Drehgestell haben meist einen Trommelkollektormotor.

 

Auf dem Bild sieht man links das Motorschild eines Scheibenkollektormotors und rechts das eines Trommelkollektormotors.

 

 

Am besten kann man die einzelnen Motortypen an einem "Stammbaum" sehen:

 

 

Nun widmen wir uns dem eigentlichen Thema: Der Umbau eines Allstrommotors gegen einen Gleichstrommotor. Dies bietet außerdem den Vorteil, dass man den Motor nun an jeden handelsüblichen Digitaldecoder anschließen kann. Sehr gute Decoder bekommt man bei ESU. Daher kann man den neuen Motor nicht mehr an den DELTA Decoder anschließen.

 

Ich habe eine Tabelle mit den Artikelnummern für den Motorumbau zusammengestellt. Danke an Stephan D. vom MiWula Forum. Er hat mir die Art.-Nr. für den Scheibenkollektormotor zur Verfügung gestellt. LokShop hat mir eine Liste zur Verfügung gestellt, mit der ich die restlichen Artikelnummern vervollständigt habe.

(TK = Trommelkollektormotor, SKK = Scheibenkollektormotor klein, SKG = Scheibenkollektormotor groß)

 

Bezeichnung TK SKK SKG
Enthalten im Set 60901 60903 60904
Magnet 389000 224615 210882
Anker 386820 210888 210888 (8 Zähne) / 214118 (7 Zähne)
Motorschild 386940 224613 214121 (Drehgestelllok) / 210881 (Standard)
Entstördrossel (2 x) 516520 516520 516520
Motorkohle 601460 601460 601460
Schraube 785120 785120 784810 (3 x 12 mm) / 784820 (2,4 x 12 mm)

 

Am günstigsten bekommt man die Teile bei LokShop. Ist meiner Meinung nach auch so der günstigste Anbieter mit der größten Produktpalette.

 

Widmen wir uns dem Umbau des Motors am Beispiel eines Trommelkollektormotors:

 

Zuerst öffnet man die Lok. Da das bei jeder Lok anders geht, schaut man am besten in der Beschreibung nach. In der Regel wird das Gehäuse der Märklin Loks mit Schrauben am Boden oder am Dach befestigt.

 

 

Nun wird Ordnung geschaffen: Die ganzen Kabel für die Beleuchtung erst mal wo anders hinverlegen, so dass der Motor "befreit" ist.

 

 

Jetzt lötet man die drei Kabel (eins am Motorschild, zwei am Feldmagnet) ab, sodass man den Motor ohne Probleme aus der Lok nehmen kann. Dazu muss man evtl. Drehgestellverkleidungen und/oder Halterungen abschrauben.

 

 

Bevor man den Motor mit den am Motorschild angebrachten Schrauben aufschraubt, muss man die Kohlen entfernen. Diese werden mit zwei Federn am Motorschild gehalten.

 

 

Schließlich werden die zwei Schrauben am Motorschild gelöst und der Motor in seine einzelnen Bestandteile (Motorschild, Anker und Feldmagnet) zerlegt.

 

 

In das leere Antriebsdrehgestell setzt man nacheinander den neuen Magnet und den neuen Anker ein. Der Einbau des Ankers ist ein bisschen schwer, da ihn der Permanentmagnet ständig anzieht. Ist der Einbau geglückt, setzt man das Motorschild als Abdeckung oben drauf und schraubt es mit den zwei Schrauben vom alten Motor fest.

 

Die alten Motorteile vom kleinen Scheibenkollektormotor.

 

 

Die neuen Motorteile für den kleinen Scheibenkollektormotor.

 

 

Nun sollten sich die Räder drehen, wenn man sie mit dem Finger in Bewegung setzt. Also es sollte nichts klemmen. An die zwei Anschlüsse beim Motorschild lötet man die zwei Entstördrosseln an (jeweils eine pro Seite). An die Drosseln lötet man zwei Kabel, die zum Test mit einem Gleichstromtransformator verbinden werden. Die zwei Kohlen schiebt man in das neue Motorschild rein und befestigt sie mit den zwei Federn.

 

Das Bild zeigt einen Gleichstrommotor, der den kleinen Scheibenkollektormotor ersetzt.

 

 

Wenn man die Fahrspannung am Trafo langsam aufdreht, sollte sich der Motor drehen. Nach einem erfolgreichem Test baut man den Motor in die Lok ein.

 

Für einen Digitalbetrieb wird ein Digitaldecoder bereitgestellt - ich empfehle, wie bereits erwähnt, den ESU LokPilot. Um die Kabel leichter anlöten zu können, muss zuerst etwas von der Hülle abgeschnitten werden um die Lötflächen freizubekommen. Natürlich kann man auch die bereits angelöteten Kabel verwenden, jedoch müsste man das alte Kabel und das neue Kabel verbinden und isolieren, falls es zu kurz ist. Alternativ kann man auch eine Schnittstelle einbauen.

 

 

Der Decoder wird an einem geeigneten Platz installiert.

 

 

Die Kabel für die Schiene, den Mittelschleifer und den Motor werden angelötet und die erste Probefahrt kann losgehen.

 

 

 

Schließlich kann die Lok ordnungsgemäß geschlossen werden, dabei sollte man gut aufpassen, dass die Kabel ordentlich verlegt sind, denn gerade bei den Schraubenführungen kann es passieren, dass Kabel eingequetscht werden, wenn die Schraube eingedreht wird.

 

 

Jetzt fährt die Lok mit einem Gleichstrommotor über die Gleise und lässt sich prima regeln.

 

Noch ein Hinweis: Der Umbau folgt auf eigene Gefahr. Schäden werden von mir nicht ersetzt.