Stadler GTW von Piko - moderner Triebwagen in ausgezeichneter Qualität

Erster Eindruck

Der Stadler GTW (Gelenktriebwagen) ist einer der meistverkauften Schienenpersonennahverkehrs-Triebwagen in Europa. Doch trotz solch großräumiger Verbreitung gab es das Modell jahrelang nur von der Firma HAG (zu HAG Preisen) und Signalmeister (Kleinserienherstellung, daher auch Preise um die 650 €). Daher ist es sehr erfreulich, dass sich Piko dem Vorbild gewidmet hat und seit 2011 Stadler GTWs ausliefert. Natürlich gibt es mittlerweile viele Farbvarianten, u.a. Arriva, SBB Thurbo, ODEG, DB AG. Außerdem ist auch im März 2012 die UBB (Usedomer Bäderbahn) Variante erschienen. Sie hat 23 Fahrzeuge im Zeitraum von 2000 bis 2002 für ihr Streckennetz beschafft und wurde im September 2009 für ihr Gesamtbild durch den Verband Allianz pro Schiene ausgezeichnet.

Der Triebwagen gehört zur Expert Serie, wobei er preislich mit 180 € (DC) bzw. 210 € (AC) auf jeden Fall im Bereich der Classic Serie einzuordnen ist. Aber auch optisch und technisch ist das Modell brillant geworden, so dass der Preis durchaus gerechtfertigt ist.

Das Fahrzeug muss aus der Styroporverpackung entnommen werden, dazu ist sogar eine Auspackanleitung beigelegt. Das Fahrzeug ist mit Transportsicherungen am Gelenk gegen eine Auslenkung gesichert.

Der optische Eindruck ist sehr gut. Das Modell hat dank des Metallchassis ein hohes Gewicht und daher auch an Steigungen keine Probleme.

Details

Die Scharfenbergkupplung wird im Tütchen mitgeliefert und muss eingesteckt werden. Um auf Nummer sicher zu geben, habe ich sie festgeklebt.

Die Beschriftungen und Bedruckungen stimmen alle mit dem Vorbild überein.

Auch der Antriebscontainer wurde korrekt wieder gegeben. Jedoch könnte die weiß/blaue Trennkante etwas schräfer sein. Wer etwas Meckern möchte, der könnte sagen, dass die Faltenbälge beim Vorbild dunkelgrau sind und nicht hellgrau.

Auch am Dach hat Piko nicht gespart und die Gerätschaften gut nachgebildet.

Sehr schön geworden ist der Lüfter.

Technik

Nun wird das Modell zunächst von unten betrachtet. Am Container befindet sich bei der AC Version der Schleifer, die Stromabnahme erfolgt von allen Radsätzen.

Am Antriebsdrehgestell befinden sich diagonal angeordnet zwei Haftreifen. Ja, Piko hat den Antrieb in einen Endwagen eingebaut. Etwas unverständlich ist mir das schon, denn der Antriebscontainer hätte sich wunderbar dazu geeignet.

Über einen abnehmbaren Deckel kann man den Decoder wechseln. Dies wurde so auch beim Desiro realisiert und ist sicherlich eine gute wartungsfreundliche Idee. Bei einem Decodertausch ist aber auf die kurzen Zuleitungen zu achten, sonst hat man unnötig Kabelsalat im Schacht und bekommt u.U. den Deckel nicht zu. Direkt neben dem Decoderfach befindet sich der Bereich für den Lautsprecher, falls ein Sound nachträglich eingebaut werden soll.

Das Öffnen des Modells geht wirklich sehr einfach, indem eine Schraube am Führerstand und eine Schraube am Wagenboden gelöst werden. Dann kann der Führerstand nach vorne und das Gehäuse nach oben abgezogen werden.

Die etwas unschöne Erhebung für den Motor hätte vermieden werden können, wenn der Antrieb in den dafür vorgesehenen Mittelteil gewandert wäre. Der Motor befindet sich aber im Mehrzweckbereich, so dass dort auch beim Vorbild keine Stühle vorhanden sind. À propos Stühle: Streng nach Vorbild müsste die komplette linke Sitzreihe mit 3er Bestuhlung ausgeführt sein.

Sehr löblich: Zum Nachrüsten einer Innenbeleuchtung sind bereits an beiden Endwagen eine blaue und grüne Litze zum Anschluss vorhanden. Doch etwas vermurkst wurde der Anschluss. Anstatt die Innenbeleuchtung über den freien Aux 1 Ausgang zu schalten wurde sie mit zwei Dioden parallel zum Spitzensignal verschaltet.

Die drei Schrauben auf der Inneneinrichtung müssen nun ebenfalls entfernt werden, damit diese abgeklipst werden kann. Am Wagenende befindet sich eine kleine Platine und dient hauptsächlich als Verteilerplatte. Sie trägt auch die NEM 652 Schnittstelle. Schade, dass Piko hier noch nicht fortschrittlicher ist und auf Schnittstellen mit mehr Pins zurückgreift.

Übrigens fährt das Modell nach der Richtungsanzeige der Digitalzentrale genau verkehrt herum, denn normalerweise ist Führerstand 1 voraus = vorwärts. Abhilfe schafft hier am Decoder die Richtung zu invertieren.

Fortschrittlich ist jedoch der Einbau von warmweißen LEDs. Da können sich viele Hersteller eine Scheibe von Abschneiden, die bestenfalls kaltweiße LEDs mit Blaustich verbauen.

Dadurch ergibt sich ein vorbildliches Spitzensignal...

... und Schlusssignal.

Wie man sieht, sieht man nichts. Der Container ist quasi hohl und trägt abgesehen von der Stromabnahme keine Funktion.

Fazit

Mit dem Stadler GTW hat Piko wieder mal ein perfektes Modell auf den Markt gebracht. Der gelungene optische Eindruck macht das Fahrzeug sicherlich zu einem Highlight auf der Anlage. Löblich ist auf jeden Fall auch die übersichtliche Verkabelung ohne großer platzraubender Platinen.

Weiterführende Links

Fahrzeug-Galerie
Umbaubericht