Standardservos im Test - ist billig auch gut?

 

Servos sind die wohl preiswerteste Möglichkeit Weichen, Signale und vieles andere motorisch zu bewegen. Mit einem Servodecoder (zum Testbericht), der zum steuern zwingend erforderlich ist, kommt man auf ca. 10 € Kapitaleinsatz für eine motorisch gesteuerte Weiche. Doch das Servoangebot ist groß. Logisch fallen viele Servos für den Einsatzbereich eines Modellbahners weg, denn in der Regel reicht ein Standardservo völlig aus. Digitalservos oder kugelgelagerte Servos, die teilweise gut und gerne 50 € kosten können, sind für den Modellbau bestimmt, um Hubschrauber präzise zu steuern oder schwere Baumaschinen zu bewegen. Conrad hat Standardservos im Angebot, die teilweise im Sonderangebot oder mit Mengenrabatt für unter 3 € das Stück gekauft werden können. Da stellt man sich die Frage, ob man für so einen geringen Preis noch wirklich Qualität erhält? Ich habe seit einigen Jahren unterschiedliche Servos der unteren Preisklasse im Einsatz und konnte nun ein Résumé ziehen.

 

Noch eine Anmerkung: Alle Bilder zeigen die Servos bei der Gartenbahn eingebaut. Spielt aber für den Test keine Rolle, ob Anlagen- oder Gartenbahnbetrieb.

 

Um schlechte von guten Servos zu unterscheiden gibt es im Modellbahnbereich drei Kriterien:

- Stellgenauigkeit

- Drehverhalten

- Ruheverhalten

 

Stellgenauigkeit ist wohl das wichtigste dieser drei Kriterien. Gemeint ist damit, ob nach x Stellvorgängen das Servo die eingestellten Endeinstellungen weiterhin punktgenau anfährt. Ein simpler Test sieht wie folgt aus: Man dreht das Ruderhorn mit den Fingern um einige Grad nach links oder nach rechts. Hat das Ruderhorn beim Zurückfahren nicht die selbe Lage wie vorher (ich erlebe hier Abweichungen von mehreren Grad), dann kann man das Servo vergessen. Denn für das Stellen der Weichen sind meist nur 10 oder 15° Stellbewegung erforderlich, wenn das Servo hier Toleranzen von 5° hat, so kann es sein, dass die Weichenzunge nicht mehr satt anliegt.

 

Mit Drehverhalten ist gemeint, ob das Servo ein ruhiges ruckelfreies Drehen gewährt. Dies ist aber oft nicht so wichtig, da das Servo selten so langsam drehen muss, dass dies negativ auffallen würde. Da hier die Standardservos ziemlich gleich liegen (bei mäßigen Geschwindigkeiten gutes Verhalten, bei sehr langsamen Drehbewegung gelegentliches Ruckeln), werde ich dieses Kriterium nicht bei jedem Servo extra aufgreifen.

 

Ruheverhalten meint das Verhalten des Servos, wenn das Ruderhorn nicht bewegt wird, das Servo aber trotzdem mit Spannung versorgt wird. Hier kommt es vor, dass Servo gelegentlich etwas ruckeln, um Stellveränderungen auszugleichen (das Potentiometer ist sehr empfindlich, selbst leichte Stöße können die Stellkorrekturen verursachen). Die Frage ist also wie gut Motor, Steuerung und Potentiometer zusammenarbeitet, damit nicht ständig die Stellung korrigiert werden muss. Der Motor sollte das Ruderhorn also stabil in der Endstellung halten.

 

Der Test beginnt mit den Conrad Standardservos aus dem Niedrigpreisprogramm, von denen es drei verschiedene Standardservos im Programm gibt bzw. gab.

 

Das erste Servo, dass ich gekauft habe war aus der Top Line Serie Typ ES-030. Es hatte das blaue Conrad Logo aufgedruckt und kostete 4,95 €. Es war das beste Servo aus der Standard Serie und wird leider nicht mehr produziert. Die Nr. war 227726. Es stellte sehr präzise, die Stellgenauigkeit ist also optimal. Auch das Ruheverhalten war gut, kein Ruckeln in der Ruhephase.

 

 

Der Nachfolger mit selber Nr. 227726 hatte einen silbernen Aufkleber. Dieses Servo bekam man häufig im Mengenrabatt und in Sonderangeboten für 2,95, sonnst für 4,95 €. Die Qualität war allerdings kein Vergleich zum Servo mit dem blauen Aufkleber. Die Stellgenauigkeit war unter aller Kanone. Einmal am Stellhebel gedreht, so gab es Abweichungen von 5 oder 6°. Ja manchmal kam es sogar vor, dass das Servo beide Endeinschläge einfach 5° weiter nach rechts oder links verschob. Die Folge war, dass die Weichenzunge einfach nicht korrekt anliegen konnte. Im Ruheverhalten zappelt das Servo immer mal etwas hin und her, was darauf schließen lässt, dass das Potentiometer zu große Toleranzen hat. Dieser Servo ist nun auch nicht mehr erhältlich.

 

 

Das aktuelle Servo im niedrigen Preissektor ist von Modelcraft mit der Nr. 233751. Es ist deutlich besser als der schlechte Top Line Nachfolger. Die Stellgenauigkeit passt nun wieder, das Ruheverhalten ist auch ok.

 

 

Mein absoluter Spitzenkandidat ist allerdings das Carson Servo CS-3 mit der Nr. 502015 (Die Nr. ist von Carson nicht von Conrad). Es kostet zwar ca. 6,90 €, allerdings ist die Stellgenauigkeit sehr präzise, es gibt also keine Toleranzen beim Drehen des Ruderhorns mit dem Finger. Auch gibt es in der Ruhelage keine Zuckungen.

 

 

 

Mein Fazit für diesen Test: Nicht immer hat man mit billigen Produkten große Freude. Im Fall der Servos würde ich in jedem Fall zum Carson Servo raten.