Class 66 von Heljan - sehr detaillierte Großdiesellok mit viel Bastelspaß
Wie fatal so eine Mittagspause ist... Da surfte ich etwas durch die Modellbahnwelt und entdeckte, dass derzeit
die Class 66 von Heljan für 99 Euro verramscht wird. Dabei wusste ich nicht mal, dass Heljan eine Class 66 im
Angebot hat. Die Lok hat wohl mal jenseits der 200 Euro gekostet und schaut auch optisch klasse aus. Allerdings
habe ich in Foren gelesen, dass das Modell technisch etwas problematisch sein muss. Ich dachte mir aber für
99 Euro macht man erst mal nicht viel kaputt und kann sich ja seine eigene Meinung bilden. Erfolg hatte ich
übrigens bei Spielwaren Möhnle, dort war u.a. die Captrain
Variante in AC lieferbar, die mir gut gefällt.
Erster Eindruck
Das Modell kommt in einer Klarsicht Kunststoffverpackung mit Kartonmantel, wie sie von vielen Herstellern wie
z.B. auch Liliput verwendet wird.
Dabei ist nur eine spartanische Anleitung sowie zwei Kupplungen. Heißt aber auch, es gibt keine Zurüstteile was
ich auch erst mal positiv finde.
Der optische Eindruck ist wirklich klasse. Ich habe an dem Modell nichts auszusetzen. Habe mich allerdings auch
nicht näher mit einem Vorbildabgleich beschäftigt, da mich in erster Linie die Funktionsfähigkeit interessiert.
Hier glaube ich einfach den Berichten in anderen Foren, dass alles stimmig ist.
Details
Die Front ist sehr schick zugerüstet. Sogar eine bewegliche Schraubenkupplung findet sich wieder. Was die Beleuchtung
angeht, so ist es extrem schlecht gelöst, dass das Spitzenlicht zusammen mit der Führerstandsbeleuchtung leuchtet.
Rote Schlusslichter erstrahlen nicht. Dies liegt scheinbar an der Funktionszuordnung des Decoders, denn ab Werk
sind die Schlusslichter an Aux 1 und Aux 2 angeschlossen und somit sogar getrennt schalbar. Sehr löblich!
Die Schraubenkupplung muss allerdings abgezogen werden, wenn eine Kupplung eingesteckt werden soll.
Hier sieht man den Dachbereich:
Schöner Nebeneffekt sind auch die federnden Puffer.
Ein Blick auf die Unterseite. Es fällt in der Mitte ein großes Fach auf das für einen Lautsprechereinbau vorbereitet
ist. Das Modell gibt oder gab es wohl auch mit Sound, meines war einfach nur digital. Sound rüste ich mir selber nach.
Der Schleifer ist arg lang und es wurde auch berichtet, dass er zu wenig Spiel nach oben hat und recht schnell
an den Getriebedeckel stößt, so dass bei Weichenüberfahrt die Lok ausgehebelt wird. Dieses Phänomen trat aber
bisher noch nicht auf, dafür andere...
Gleich nach wenigen Sekunden Fahrt löste sich eine Drehgestellblende. Diese ist einfach nur aufgesteckt, aber nicht
mit Rastnasen verankert. Ich werde sie wohl ankleben müssen.
Die schöne Schraubenkupplung verhakt sich gerne mal in den Mittelleitern an Weichen. Da ich ohnehin zwei Kupplungen
nachgerüstet, ist dieses Problem aber schon Geschichte. Aber gleich das nächste Problem: Die Kupplung nicht zu weit
rein stecken! Scheinbar gibt es zwei Stufen: Für Vorbildmodellbahner mit großen Radien und Ein-Zimmer-Bahner mit
wenig Platz und engen Radien. Da kann man die Kupplung etwas weiter draußen stecken lassen. Muss man allerdings
wissen. Sonst verhaken sich die Puffer.
Beim weiteren Fahrversuch viel auf, dass die Lok stellenweise eine extrem schlechte Stromabnahme hat. Die Räder
sind auch ordentlich brüniert. Über dieses Problem habe ich allerdings auch gelesen.
Nächster Makel: Der Schleifer hat sich schon paar mal ausgeklipst. Scheinbar ist er doch etwas arg lang und verhakt
sich an den Mittelleitern der Weichen. Passiert nicht immer, aber manchmal.
Und schlussendlich fällt auf, dass die Lok einfach extrem entgleisungsfreudig ist. Bei Weichenüberfahrt hört man
jedes mal, dass die Spurkränze anecken. Aber nicht etwa erst an den Herzstücken vielleicht wegen zu großen Innenmaßes.
Schon an der Weichenzunge fährt der Spurkranz auf selbige auf. So ein Phänomen hatte ich auch noch nie. Mir ist aber
auch aufgefallen, dass die Spurkränze sehr fein sind und mich an meinen Dapol Reinigungswagen erinnern. Dieser
stammt aus Großbritannien. Dort sind die Maße etwas anders. Mir scheint es, dass die Räder selbiges Profil haben
und nicht wirklich mit Märklin Gleisen harmonieren. Ich werde mich demnach zum einen mit dem Radsatzinnenmaß
auseinandersetzen und zum anderen mit den Rädern an sich. Vielleicht finde ich passende Räder von anderen
Fahrzeugen, so dass ich die Räder von der Achse abziehen und andere aufziehen kann.
Abschließend sei noch positiv erwähnt, dass die Lok 6 angetriebene Achsen aufweist und damit die einzige Class 66
mit echtem 6-achs Antrieb ist.
Somit steht einiges an Bastelarbeit an, um die Lok betriebsfähig aufzubereiten.
Technik
Innen schaut es ganz aufgeräumt aus. Eine mtc Schnittstelle nimmt den Decoder auf. Auffällig ist, dass an den kleinen
Steckern Litzen abgekniffen sind. Das macht nicht wirklich einen professionellen Eindruck.
Dass die Führerstandsbeleuchtung zusammen mit dem Spitzensignal leuchtet sieht man recht schnell, da lediglich
zwei Litzen zum Führerstand verlaufen, obwohl dort eine LED für das obere Spitzenlicht und eine LED für die
Führerstandsbeleuchtung eingebaut sind. Hier kommt man also ohne Bastelarbeit nicht weiter.
Nun habe ich mich dem Problem mit den Entgleisungen auf den Märklin Gleisen angenommen und ein Drehgestell zerlgt.
Oder zumindest soweit auseinander gebaut, dass ich die Radsätze ausbauen konnte.
Nach dem Ausbau der Radsätze lässt sich feststellen, dass das Innenmaß korrekt ist. Aber die Spurkränze sind
einfach zu fein. Die Radsätze laufen auf die Weichenzungen auf. Eigentlich bestätigt es mich schon wieder "werf
doch endlich den Märklin Kram in die Tonne" aber so eine große Heimanlage ist eben nicht mal einfach umgebaut, zumal
bereits eine große Fahrzeugsammlung existiert und ein Umbau gewaltige Kosten verschlingen würde. Außerdem wäre der
Zeitaufwand gigantisch. Aber das soll nicht weiter das Thema sein. Ziel ist es die Lok lauffähig zu machen, somit
muss man den Radsatz "gröber" bekommen, eigentlich ein Unding, aber wie ihr seht drehe ich mich wieder im Kreis...
Nun habe ich die Räder vermessen und muss mich also nach einem passenden Radsatz umsehen. Die Lauffläche hat einen
Durchmesser von etwa 12,2 mm.
Die Achse einen Durchmesser von 2,0 mm.
Diese und andere Umbauarbeiten an der Lok habe ich im
Umbaubericht
beschrieben.
Fazit
Was soll ich nun als Fazit schreiben? Würde ich einen Kauf empfehlen? Schwierig zu sagen. Ohne Frage schaut die Lok
klasse aus und fährt rein vom Fahrgeräusch und der Regelbarkeit sehr gut (bis auf die genannten Probleme). Allerdings
ist das Fahrzeug ab Werk erst mal nicht wirklich zu gebrauchen. Ich würde allerdings sagen dass 99 Euro ein guter
Preis sind, wenn man ein Bastler ist und die Umbauarbeiten nach z.B. meiner Beschreibung durchführen kann. Die
scheinbar früher aufgerufenen 250-280 Euro wären allerdings kein akzeptabler Preis. Wohl liegt es an der schlechten
technischen Qualität, dass die Lok nun so verramscht wird.
Weiterführende Links
Fahrzeug-Galerie
Umbaubericht