Mit der Rennsteigbahn unterwegs

Zum Pfingstwochenende veranstalteten die Dampfbahnfreunde mittlerer Rennsteig e.V. am 18. und 19. Mai Fahrtage auf der 42 km langen Museumsstrecke Ilmenau - Themar. Die Strecke ist in zwei Teile gegliedert: Ilmenau - Stützerbach - Rennsteig - Schleusingen (Rennsteigbahn) und Schleusingen - Themar, wo Anschluss an die im Betrieb befindliche Bahnstrecke Meiningen - Grimmenthal - Themar - Eisfeld - Rauenstein - Sonneberg besteht, die von der STB betrieben wird. In Ilmenau beginnt bzw. endet der reguläre Personenverkehr. Von hier aus fährt stündlich die EB über Plaue und Arnstadt nach Erfurt.

Außergewöhnlich an der Rennsteigbahn ist die große Steigung der Strecke. Abschnittsweise sind es 6 %, damit gehört die Rennsteigbahn zu einer der steilsten Adhäsionsbahnen. Der Bahnhof Rennsteig ist mit 747,7 m der höchste Punkt. Ilmenau liegt auf 478 m und Schleusingen auf 371,6 m. Daher wurde abschnittsweise bis 1927 auch mit Zahnstange gefahren.

Grimmenthal

Die Tour startete am Sonntag um 08:01 in Würzburg mit der RE bis Grimmenthal. Von dort ging es mit der STB weiter nach Themar.

Themar

In Themar wartet bereits ein RS1 als Zubringer bis Schleusingen.

Themar ist nur ein Kreuzungsbahnhof, zweigleisig ist die Strecke natürlich nicht.

Ein herrlicher Anblick...

Blick Richtung Grimmenthal.

Blick Richtung Eisfeld.

Um 10:12 setzte sich das RS1 mit einer Vmax von 40 km/h in Bewegung. Die Strecke ist unglaublich stark zu gewuchert. Ständig hört man Äste am Fahrzeug vorbei kratzen. Später ist es bei geöffnetem Fenster auf jeden Fall sinnvoll gut aufzupassen, damit man keine Äste im Gesicht hat.

Schleusingen

Ankunft in Schleusingen. Hier muss der Zug gewechselt werden.

Blick Richtung Rennsteig.

Der Personenverkehr zwischen Themar und Ilmenau wurde 1998 eingestellt. Sporadisch fahren Holzzüge von Schleusingen über Themar nach Schweinfurt. Die Wagen sind hier abgestellt. Zeitweise war es so ein großes Aufkommen, dass im März und April 2006 eine BR 52 der IGE Werrabahn Eisenach e.V. eingesetzt werden musste.

Wie man sieht dürfte sich der Holzverkehr auch reduziert haben.

Nun kommt der Sonderzug aus Stützerbach. Die Dampflok ist derzeit kaputt und muss aufgearbeitet werden. Daher kam "leider" nur eine Diesellok zum Einsatz. Ich bin ja eigentlich extra wegen der Diesellok gefahren, denn wann hängt schon mal so eine geile Lok vor einem Zug? Außerdem war die Rußwolke teilweise vergleichbar mit einer Dampflok ;-)

Da nur zwei Gleise zur Verfügung stehen (das dritte Gleis sah irgendwie auch nicht befahrbar aus, außerdem stand ein Wagen nicht grenzzeichenfrei), musste zunächst das RS1 den Bahnhof wieder verlassen, erst dann konnte 228 758-9 umsetzen.

Zum Einsatz kamen drei Donnerbüchsen sowie ein Gepäckwagen für den Fahrradtransport.

Ausfahrt aus Schleusingen.

Hier zweigt übrigens auch noch die Friedbergbahn nach Suhl ab. Ist aber auch still gelegt und teilweise abgebaut.

Hinternah

Nach 3 km ist Hinternah erreicht.

Schleusinger Neundorf

Schmiedefeld am Rennsteig

Der Zug nähert sich Schmiedefeld.

Anders als die beiden anderen Kreuzungsbahnhöfe befindet sich hier auch noch ein verwuchertes Stumpfgleis.

Rennsteig

Der Scheitelpunkt der Strecke ist erreicht: Rennsteig. Im Blick die Strecke aus Stützerbach, denn Rennsteig ist eine Spitzkehre. Bis 1965 führte die Strecke noch weiter ins knapp 5 km Frauenwald. Ein Zwischenhalt war der wohlklingende Ort Allzunah. Die Strecke ist abgebaut, aber als Wanderweg ist die Trasse noch gut erkennbar. Die Gleise im Bahnhof Frauenwald wurden jedoch nur zugeschüttet und sind unter einer 60 cm dicken Erd- und Schotterschicht immer noch vorhanden.

Ziemlich selten ist die Einfahrt über eine DKW.

Rennsteig besitzt vier Gleise.

Am Bahnhof ist ein kleines Fest mit Schmiedevorführungen und natürlich diversen Leckereien vom Grill. Aber ich bin ja wegen der Bahn da, so dass die Fahrt nach dem Umkoppeln gleich wieder weiter ging.

Da überhaupt die Strecken im Thüringer Wald sehr von großzügigen Schneemassen betroffen sind, sind öfters Schneepflüge an den Bahnhöfen stationiert.

Da die Rennsteigbahn eine Steilstrecke ist, müssen alle eingesetzten Lokomotiven eine Steilstreckenzulassung und drei unabhängige Bremssysteme haben. Dazu fanden im Sommer 2006 Testfahrten mit der BR 612 und den RegioShuttles statt. Das Ziel war für die Fahrzeuge eine Zulassung zu erhalten, so dass sie auf der Strecke im Fahrgastbetrieb eingesetzt werden könnten. Während die BR 612 die Zulassung erhalten haben und 612 176 die Strecke zunächst als nicht öffentlicher Sonderzug und im Januar 2011 als öffentlicher Sonderzug befuhr, erhielten die RS1 keine Zulassung.

Wie auch bei meinem Ausflug zur Oberweissbacher Berg- und Schwarzatalbahn gab es auch hier einen kleinen "Höhentrunk". Interessanterweise stammt der Schnaps, der sowohl bei der Oberweissbacher Berg- und Schwarzatalbahn als auch bei der Rennsteigbahn verkauft wird von derselben Brennerei.

Ist doch herrlich :-)

Stützerbach

In Stützerbach muss wieder der Zug gewechselt werden. Hier steht eine V 100 Ost der MWB zur Verfügung. Angehängt sind zwei Personenwagen, ein dunkelblauer Schürzenwagen sowie ein DR Typ Y/B70 Ame vom Hersteller VEB Wagonbau Bautzen.

Blick Richtung Rennsteig.

Ich habe im Schürzenwagen Platz genommen. Wirklich sehr luxuriös. Da war Bahn fahren noch richtig bequem und edel.

Interessant ist auch die Hebelmechanik zur Öffnung des Toilettendeckels.

Ilmenau Bad

Ilmenau Bad ist erreicht. Die Strecke zwischen Stützerbach und Ilmenau ist übrigens für etwas höhere Geschwindigkeiten ausgelegt. Hier wurde im Fahrplanjahr 2006/2007 wieder planmäßiger Verkehr zwischen Ilmenau und Ilmenau Bad sowie an den Wochenenden weiter bis Stützerbach durchgeführt, dann jedoch wieder eingestellt. Es gibt aber wieder Meldungen einen Wochenend- und Feiertagsverkehr von Ilmenau zum Bahnhof Rennsteig aufzunehmen.

Ilmenau

Der Sonderzug endet hier und wird weiter hinten abgestellt. Man glaubt es kaum, aber für die Strecke von Themar bis Ilmenau hat der Sonderzug über 2 Stunden benötigt. Bei der langen Fahrzeit ist natürlich klar, dass die Fahrgäste irgendwann aus blieben und ein Betrieb auf der Strecke nicht mehr rentabel wurde. Mich hat es natürlich gefreut, so konnte man die Fahrt richtig genießen.

Prinzipiell hätte man jetzt Anschluss an die EB nach Erfurt, aber da die Strecke zwischen Ilmenau und Plaue derzeit saniert wird und sich dies länger als geplant hinzieht, ist weiterhin nur SEV vorhanden. Daher ist der Bahnhof auch wie ausgestorben.

Der Bahnhof Ilmenau wurde die Jahre zuvor komplett saniert. Es gibt nur noch den modernisierten Hausbahnsteig. Der Inselbahnsteig wurde still gelegt, die Unterführung dorthin abgesperrt.

Blick Richtung Stützerbach.

Man meint gar nicht, dass es sich bei diesem modernen Bau um ein Bahnhofsgebäude handelt.

Auf Schatzsuche kann man sich am Betriebsgelände in Ilmenau begeben. Hier stehen einige Schätze rum.

Der Sonderzug hat hier eine mehrstündige Pause, dem Personal ist scheinbar langweilig und so wurde die MWB Lok nach hinten rangiert und ein Kesselwagen um 3 m verschoben :-)

Eine alte DR DoSto Wagengarnitur.

Das temporäre Streckenende. Hier geht es eigentlich weiter nach Plaue.

Der SEV steht bereits an der Haltestelle. Mit dem Bus geht es nun weiter nach Plaue.

Plaue

Blick Richtung Gräfenroda bzw. Ilmenau.

Blick Richtung Arnstadt.

Auch hier sieht man die Sh2-Tafel auf der Strecke nach Ilmenau.

Arnstadt

Ankunft in Arnstadt.

Deutlich erkennbar sind die Oberleitungsmasten der demontierten Fahrleitung. Wegen der durchgehenden Fernzüge bis nach Meiningen wurde 1984 die 11 km lange Bahnstrecke zwischen Neudietendorf und Arnstadt elektrifiziert, um den Lokwechsel erst in Arnstadt durchführen zu können und so den Bahnhof Erfurt zu entlasten. Als eine der wenigen Strecken wurde die Oberleitung in den 1990er-Jahren wieder abgebaut.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 startete die "Elster Saale Bahn", ein Netz der Erfurter Bahn mit 7 neuen Linien. Sie hat die Leistungen auf zahlreichen nicht elektrifizierten Strecken in Thüringen für die nächsten 12,5 Jahre übernommen, u.a. auch zwischen Arnstadt und Saalfeld. Dafür wurden neue RegioShuttles beschafft.

Ausfahrt der EBx nach Erfurt aus Saalfeld kommend. Wegen dem SEV zwischen Ilmenau und Plaue fahren die Expresszüge zwischen Saalfeld und Arnstadt nun weiter bis nach Erfurt und enden nicht wie sonst in Arnstadt, wo auf die EB aus Ilmenau umgestiegen werden kann.

Einfahrt der EB aus Erfurt. Dieser Zug fährt als EBx weiter nach Saalfeld.

Saalfeld (Saale)

Ankunft in Saalfeld. Mittlerweile zeigt die Uhr 14:42.

Nach Naumburg stehen die DR DoStos bereit. Diese Garnitur fuhr sonst immer weiter bis Bamberg. Dort fahren aber nun Talent 2, daher wurde die durchgehende Linie gebrochen. Aber ohnehin hatte man in Saalfeld über halbe Stunde Aufenthalt, bis der Zug die Fahrt fortsetzte.

ICE 1209 nach München über Lichtenfels, Bamberg, Erlangen, Nürnberg und Augsburg.

EB nach Leipzig, auch diese Strecke gehört zum Netz der Elster Saale Bahn.

Einfahrt des RE 4989 nach Nürnberg. Die DB zeigte sich sehr sparsam und hielt einen Dreiteiler für ausreichend.

Es empfiehlt sich die Fahrzeugnummer 442 605 zu merken, dieser Triebwagen wird uns heute nochmal begegnen.

Einfahrt der EB aus Blankenstein. Auch diese Linie hat die EB übernommen.

Um die Tour perfekt zu machen muss man nun etwas Bus fahren. Hierzu gibt es die Linie 405 Saalfeld - Neuhaus am Rennweg. Den Fahrplan findet man auf www.kombus-online.eu. Das Tarifsystem ist ziemlich undurchsichtig, eine einfache Fahrt kostete schließlich jedoch 4,50 Euro. Wie ich finde völlig in Ordnung für etwa 30 km und 50 Minuten Fahrt.

Neuhaus am Rennweg

In Neuhaus wartet wieder ein RS1. Dieses Fahrzeug wird für die nächsten 2 Stunden 20 Minuten mein fahrbarer Untersatz sein, denn jetzt geht es über Sonneberg und Eisfeld nach Meiningen. Auf der Fahrt werden drei Spitzkehren befahren. Ziemlich einzigartig.

Der Bahnhof sieht wirklich sehr schön und gepflegt aus und ein imposantes Bahnhofsgebäude empfängt die Fahrgäste. Kaum vorstellbar, dass hier wieder Betrieb herrscht, denn die Strecke Sonneberg - Neuhaus wurde 1999 still gelegt, nachdem sie sich in einem desolaten Zustand befand und die Fahrgäste wegen langer Fahrzeiten fern blieben. Erst im Dezember 2002 wurde die Bahn wieder reaktiviert und wird von der STB im Stundentakt mit RS1 betrieben. Dann kamen auch wieder Fahrgäste und die Prognosen wurden sogar überschritten.

Mich wundert es, dass der Schneepflug hier nicht abgestellt war, denn er ist eigentlich in Neuhaus stationiert.

Der Bahnhof Neuhaus am Rennweg ist mit 830,1 m ü. NN einer der höchstgelegenen Regelspurbahnhöfe in Deutschland.

Ernstthal am Rennsteig

Bereits nach 3 km wird das erste mal die Richtung gewechselt. Eigentlich führt die Strecke hier weiter Richtung Norden und trifft in Probstzella auf die Strecke Lichtenfels - Saalfeld, aber diese Verbindung ist seit 2006 stillgelegt. Die Strecke befindet sich aktuell in einem sehr schlechten Zustand. Auf einem kleinen Teil wird Draisinenverkehr angeboten. Die Gemeinden haben sich für eine Wiederaufnahme ausgesprochen, doch derzeit schaut es um die Bahnlinie eher schlecht bestellt aus.

Blick Richtung Süden.

Lauscha

Der Zug ist nun ganze 7 km gefahren, da wird schon wieder die Richtung gewechselt. In Lauscha ist gleichzeitig Zugkreuzung.

Unterhalb steht bereits der Gegenzug vorm Esig.

Die Fahrt führt nun über Sonneberg nach Meiningen. Vorher sollte man aber auf jeden Fall nochmal die Fahrtrichtung wechseln ;-)

Rauenstein

Die geschieht in Rauenstein.

Die mit maximal 60 km/h befahrbare Strecke Eisfeld - Sonneberg wird im Zugleitbetrieb betrieben. Der Zugleiter und gleichzeitig Fahrdienstleiter im Stellwerk Sonneberg koordiniert den Fahrbetrieb. Die Triebfahrzeugführer melden sich vor Abfahrt und nach Ankunft auf den Bahnhöfen Eisfeld, Rauenstein, Mengersgereuth-Hämmern (ein mit Rückfallweichen ausgestatteter Kreuzungsbahnhof) und Sonneberg beim Fahrdienstleiter, die Weiterfahrt erfolgt nach mündlichem Auftrag.

Um die Handlungen der Menschheit zu überwachen wurde 2004 eine neuartige Sicherungstechnik verbaut, die selbstständige durch Achszählung die Belegung der Streckenabschnitte ermittelt. Am Anfang jedes Streckenabschnittes befindet sich ein PZB-Magnet, der eine Zwangsbremsung auslöst, wenn ein Fahrzeug unzulässig in einen Streckenabschnitt einfährt.

In den Kreuzungsbahnhöfen Rauenstein und Mengersgereuth-Hämmern sind Rückfallweichen eingebaut.

Meiningen

In Meiningen endet die Fahrt für mich, der Triebwagen fährt aber noch weiter bis Eisenach. Insgesamt sind so 3,5 Stunden RegioShuttle Fahrt am Stück ohne Umsteigen möglich. Rekord für Deutschland. Und das alle 2 Stunden.

In Meiningen fährt vom bayerischen Bahnhof das Unterfranken Shuttle nach Schweinfurt.

Schweinfurt

In Schweinfurt erfolgt die letzte Fahrt für den heutigen Tag im Talent 2 nach Würzburg. Übrigens das einzige elektrische Fahrzeug, das ich heute genutzt habe. Und wie versprochen bekommen wir erneut 442 605 zu sehen. Hier als Gegenzug RE 4795 nach Nürnberg.

Ankunft in Würzburg dann mit etwas Verspätung gegen 21:28.