Zittauer Schmalspurbahn

Die Zittauer Schmalspurbahn ist eine sächsische Schmalspurbahn mit 750 mm Spurweite in der Oberlausitz. Von Zittau aus führt die Strecke in südliche Richtung nach Bertsdorf und verzweigt dort einmal nach Kurort Oybin und nach Kurort Jonsdorf. Die Streckenlänge bis Bertsdorf beträgt 8,9 km von dort bis Oybin weitere 3,3 km und nach Jonsdorf 3,8 km. Mit dem Bau der Schmalspurbahn wurde am 26. Juni 1889 begonnen, die feierliche Streckeneröffnung fand am 24. November 1890 statt. Jedoch wurde die Strecke noch während der Einweihung durch ein Unwetter beschädigt und konnte daher vorerst nur bis Bertsdorf planmäßig befahren werden. Am 15. Dezember 1890 wurde schließlich der durchgehende Zugbetrieb aufgenommen.

Nachfolgende Bilder habe ich am 23. September 2012 aufgenommen.

Zittau

Die Reise beginnt in Zittau. Hier ist eine großzügige Abstellanlage mit einer Wagenhalle vorhanden. Zahlreiche Personenwagen in Einheitsbauweise, wie sie auch auf der Lößnitzgrundbahn oder der Weißeritztalbahn zum Einsatz kommen, sind hier abgestellt bzw. zusammen mit den Dampflokomotiven auf der Strecke unterwegs. Zum Fuhrpark gehört auch eine L45H sowie eine echte Rarität, der Dieseltriebwagen 137 322.

Der kurze eingleisige Streckenabschnitt verbindet den Bahnhof mit den Abstellgleisen.

Die Schmalspurbahn fährt vom Bahnhofsvorplatz ab, dort ist ein Bahnsteig mit zwei Gleisen vorhanden. Im Gebäude links daneben erhält man die Fahrscheine sowie ein paar Souvenirs.

Mit dem Dampfzug führt die Fahrt um 9 Uhr über Bertsdorf nach Oybin.

Zuglok war eine Einheitsdampflok DR-BR 99.758, wie sie auf vielen sächsischen Schmalspurbahnen zum Einsatz kommt.

Eigentümer und Betreiber ist seit 1996 die Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG).

Blick aus dem letzten Waggon zum Bahnhofsvorplatz.

Abfahrt!

Die Strecke führt nun zunächst parallel zur Normalspurbahn Zittau - Liberec.

Links vom Stellwerk führt die Strecke nach Görlitz.

Gleich hinter dem Bahnhof wird die Strecke Zittau - Liberec gekreuzt. Dies geschieht höhengleich über eine Kreuzung.

Zittau Hp

Der erste Zwischenhalt ist erreicht.

Und nach 1,3 km wird die Bahnstrecke Zittau - Liberec nochmals unter dem Neißetalviadukt (Länge 741 m) gekreuzt. Die Hauptbahn passiert dabei die Landesgrenze Deutschland - Polen. Die Schmalspurbahn ist in diesem Bereich übrigens auch nur gut 400 m von der Grenze zu Polen entfernt.

Zittau Süd

Hier können theoretisch Züge gekreuzt werden, dies wird aber fahrplanmäßig nicht mehr praktiziert. Der Bahnhof ist auch unbesetzt und wie man an den Rostspuren des Kreuzungsgleises sieht, fährt dort auch kaum mehr ein Zug.

Nun folgt die Mandaubrücke.

Sehr interessant: Ein Bahnübergang auf einer Brücke.

Zittau Vorstadt

Ein größerer Unterwegsbahnhof ist Zittau Vorstadt. Hier kommen Rückfallweichen zum Einsatz, denn es finden planmäßig Zugkreuzungen statt.

Das Empfangsgebäude wurde 1912 erbaut.

Ziemlich ungewöhnlich für einen Schmalspurbahnhof ist die Unterführung zum Bahnsteig.

Auch interessant: Während es heutzutage "Zu den Zügen" lautet, schrieb man früher "Nach den Zügen".

Sicherlich auch etwas merkwürdig ist der ziemlich lange Bahnsteig.

Einige Wagen sind hier auch abgestellt.

Weil die Anzahl der Fahrgäste stetig stieg und sogar am Pfingstmontag 1909 12.337 Personen befördert wurden, entschloss man sich die Strecke teilweise zweigleisig auszubauen und so führten ab 1913 zwei Gleise von Zittau Vorstadt bis Oybin. 1943 wurde das zweite Gleis zwischen Oybin und Bertsdorf jedoch wieder zurückgebaut und 1945 auch das zweite Gleis bis Vorstadt. Die schon im Gange gewesene komplette Demontage der Gleisanlage wurde aber gestoppt.

Olbersdorf Niederdorf

Olbersdorf Oberdorf

Der Zug befährt nun die Brücke Olbersdorf (Länge 124 m).

Links neben der Gleistrasse sieht man noch Reste der zweigleisigen Strecke. Die Pfeiler wurden nämlich in ihrer Breite beibehalten, lediglich das Gleis mit den Rampenstücken wurde entfernt.

Auch in Olbersdorf Oberdorf werden Züge regelmäßig gekreuzt, so dass auch hier Rückfallweichen zum Einsatz kommen.

Bertsdorf

Bertsdorf ist nach Zittau der größte Bahnhof der Zittauer Schmalspurbahn und war ursprünglich sogar der alleinige Betriebsmittelpunkt der Bahnstrecke. Aber mittlerweile hat er seine Bedeutung etwas zugunsten des Bahnhof Zittau eingebüßt.

Wie man sieht ist Bertsdorf ein Inselbahnhof.

Ähnlich wie bei den Harzer Schmalspurbahnen gibt es auch hier eine Parallelausfahrt.

Der nostalgische Dieseltriebwagen DR 137 322 ist der letzte der vier gebauten theoretisch bis zu 60 km/h schnellen Gefährten. Da das Fahrzeug doch sehr in die Höhe ragt wurde die Geschwindigkeit aber später auf 45 km/h begrenzt, da die Triebwagen dann ins pendeln gerieten.

In Bertsdorf verzweigt sich die Schmalspurstrecke. In Richtung Süden geht es weiter nach Oybin, in westliche Richtung gelangt man nach Jonsdorf.

Das Gleis rechts im Bild führt vom anderen Bahnsteig herbei.

Kurort Oybin Niederdorf

Teufelsmühle

Kurort Oybin

Der Endpunkt ist erreicht. Die Lok muss nun umkoppeln und wird auch noch Wasser fassen.

Mitgeführt wird - zumindest im Sommer - immer ein offener Aussichtswagen.

In der Anfangszeit war der Bahnhof Oybin gleistechnisch noch recht bescheiden ausgestattet, aber das Empfangsgebäude war schon damals ziemlich stattlich.

Blick ins Stellwerk.

Die Dampflok beim Wasser fassen.

Die kleine Gleisanlage reichte aber schon bald nicht mehr aus und wurde daher mehrfach erweitert. Auch das Empfangsgebäude erhielt einen Anbau sowie einen Güterschuppen.

Die Gleise wurden jedoch wieder zurückgebaut, so dass z.B. in den 80ern wieder nur ein Gleis mit einem Umfahrgleis vorhanden war. Doch zwischenzeitlich wurde die Gleisanlage wieder etwas ergänzt.

Ein Prellbock, der sich sicherlich auch für die Modellbahn gut nachbauen lässt.

Mittlerweile hat die Lok den Zug umfahren...

... und kann nun wieder am anderen Ende ankoppeln.

Die Fahrt geht nun zurück bis Bertsdorf, dort wird in den Triebwagen nach Jonsdorf umgestiegen. Übrigens sehr löblich: An Wochenenden im Sommer fahren drei Linien im Zweistundentakt: Zittau - Oybin, Zittau - Jonsdorf sowie Oybin - Jonsdorf und überlagern sich somit zum Stundentakt auf allen Strecken.

Bertsdorf

Wie man sieht ist der Dampfzug nun auf dem östlichen Gleis eingefahren.

Weiterfahrt nach Zittau.

Ausgestattet ist der Bahnhof mit einem Empfangsgebäude, einem Heizhaus, einem Kohlenschuppen, einem Güterschuppen und einem Stellwerk.

Da der Triebwagen einen Beiwagen ohne Führerstand mitführt, muss der Triebwagen beim Richtungswechsel trotzdem umgesetzt werden.

Ein Detailfoto der Gleissperre.

Wie auch in Zittau findet sich in Bertsdorf diese nette Überdachung.

Ich möchte noch ein paar Worte zum Dieseltriebwagen verlieren. Die vier 1938 gebauten Prototypen waren leider nur eine kurze Zeit im Einsatz und bedingt durch den Krieg bereits 1945 ausgemustert, da die Wehrmacht den Kraftstoff dringender benötigt hatte. Die Triebwagen 137 323 bis 325 gelangten daher in den Bestand der Polnischen Staatsbahn und wurden 1970 ausgemustert. Lediglich ein Fahrzeug verblieb in Zittau, da es beim Verladen beschädigt wurde. Der VT 137 322 kam daraufhin nach dem Krieg wieder zum Einsatz wurde aber 1964 nach einem Motorschaden im Lokschuppen Bertsdorf abgestellt, jedoch nicht ausgemustert. 1980 wanderte der Triebwagen in den Bestand des Verkehrsmuseums Dresden. 1995 bekundete der Interessenverband Zittauer Schmalspurbahnen Interesse am Fahrzeug und baute den teilzerlegten Triebwagen wieder in einen rollfähigen und besichtigungswürdigen Zustand um. Dank Spenden konnte in den Jahren 2006 und 2007 mit einer Aufarbeitung begonnen werden und seit dem 11. August 2007 ist der VT 137 322 erstmals seit über 40 Jahren wieder planmäßig auf der Schmalspurbahn unterwegs.

Links führt die Strecke nach Oybin, rechts nach Jonsdorf.

Blick vom südlichen Bahnsteigende zum Bahnhof.

Detailaufnahme der Kuppelstange vom Triebwagen. Es ist übrigens nur ein Drehgestell der 180 PS starken Fahrzeuges angetrieben.

Der Gegenzug aus Zittau nach Oybin fährt nun ein - es kann wieder umgestiegen werden.

Kurort Jonsdorf Hst

Auf der 3,8 km langen Strecke gibt es noch einen Zwischenhalt.

Kurort Jonsdorf

Dann ist auch schon der Kurort Jonsdorf erreicht.

Hier muss natürlich auch wieder der Triebwagen den einen Beiwagen umfahren.

Zu Betriebsbeginn hieß der Bahnhof "Kurort Jonsdorf" noch "Haltestelle Jonsdorf" und war bis 1905 eben nur eine Haltestelle. Angedacht war es eigentlich die Strecke später zu verlängern und dort einen repräsentativen Endbahnhof zu bauen. Doch die Weiterführung der Strecke wurde nie realisiert und da das Verkehrsaufkommen stetig anstieg wurde in etwa 1910 der Bahnhof erweitert. Es folgte ähnlich wie in Oybin ein massives Empfangsgebäude und 1934 wurde die Bezeichnung in Kurort Jonsdorf geändert. Als der Güterverkehr 1969 eingestellt wurde, wurden auch die vier Gleise mit einem kurzen Stumpfgleis wieder zurückgebaut und es verblieb ein durchgehendes Hauptgleis mit einem Umfahrgleis, wie es bis heute bestehen blieb.

Sicherlich interessant ist aber die Länge des Umfahrgleises. Allgemein fällt auf, dass die Bahnsteiggleise der Zittauer Schmalspurbahn ziemlich lang sind, was auf das einst große Fahrgastaufkommen schließen lässt.

Streckengleis Richtung Jonsdorf.

Der Triebwagen hat wieder angekoppelt und steht nun zur Abfahrt bereit.

Der Fahrplan von Zittau nach Jonsdorf.

Blick aus dem Führerstand in Richtung Bertsdorf.

Um 11:07 Uhr ging es wieder zurück nach Zittau.

Olbersdorf Oberdorf

In Olbersdorf Oberdorf hat der Triebwagen den Dampfzug nach Oybin gekreuzt.

Zittau Vorstadt

Noch ein paar Bilder des Bahnhofs Zittau Vorstadt.

Zittau

Das Einfahrsignal in Zittau. Als nächstes folgt wieder die Kreuzung mit der Normalspurbahn.

Hier muss der Triebwagen wieder umkoppeln und um 12 Uhr geht es wieder zurück nach Jonsdorf.

Sowohl ich als auch meine zwei Begleiter kamen zum Entschluss, dass die Fahrt mit dem Triebwagen das Highlight des Tages war. Also wer Zittauer Schmalspurbahn fahren möchte sollte auf jeden Fall auch eine Fahrt im Triebwagen zurücklegen.