Facherlebnismesse im Bahnpark Augsburg (2012)

Am 16. Juni 2012 veranstaltete die Deutsche Bahn AG die "Facherlebnismesse 2012" im Bahnpark Augsburg. Teilnehmen durften nur 300 (Duale) Studenten, Absolventen, Dozenten und Professoren der Studienfachrichtungen Bauingenieurwesen, Eisenbahnbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, denn die Messe soll den angehenden Ingenieuren zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, später beim Unternehmen Bahn sein Brot zu verdienen.

Die Bahn ließ sich das wirklich was Kosten, um neue Ingenieure zu gewinnen. Jeder bekam kostenlos eine ICE Fahrkarte für die Anreise nach Augsburg. In Augsburg fuhr ein Sonderzug direkt zum Bahnpark. Dort wartete neben vielen Infoständen und Demonstrationen zum Thema Gleisbau im Außenbereich auch ein reichliches Buffet zum Nulltarif. Auch durch den Bahnpark konnte kostenlos eine Führung gemacht werden. Am Ende holten Shuttle-Busse im 20-min Takt die Gäste wieder ab.

Würzburg

Der ICE Verkehr zwischen Würzburg und Augsburg ist seit der Schnellfahrstrecke Nürnberg - Ingolstadt ziemlich ausgedünnt, aber es hat für meine Bedürfnisse trotzdem optimal gepasst, so dass ich für die Hin- als auch Rückfahrt eine Direktverbindung ohne Zwischenhalte wählen konnte. 2 Stunden Bahnfahrt im nahezu leeren ICE 2 in modernisierter Ausführung. Also ich finde das ist doch einfach super.

Einfahrt in Würzburg um 08:35 Uhr, leider 7 Minuten Verspätung, aber in Augsburg ist sowieso noch Zeit, da der Check-In bis 10:50 Uhr erfolgen muss.

Augsburg

Angekommen in Augsburg um 10:27 Uhr mit ICE 581.

Da war es doch wirklich gut, dass ich etwas eher da war, denn wie man sieht stehen nun einige am "Check-In" an, um sich ihr Namensschild abzuholen.

So sah das Namensschild übrigens aus. Außerdem bekam jeder im Zug eine Infomappe (letzte Seite mit Bewerbungsanschreiben ;-) ).

Um 10:59 wurde der Sonderzug zum Bahnpark bereitgestellt. Es war eine Desiro Doppeltraktion. Abfahrt pünktlich um 11:15 Uhr.

Weitere Bilder vom Augsburger Hbf. gibt es natürlich in der Bildergalerie.

Bahnpark

Nach 15 Minuten Bahnfahrt sind alle im Bahnpark angekommen. Natürlich betrug die Fahrstrecke gerade mal 3 km, aber da der Zug Rangiergleise befahren musste war teilweise nur Schrittgeschwindigkeit möglich. Zum Empfang bekam jeder ein Glas Sekt und man konnte sich an Stehtischen einfinden.

Die Begrüßung übernahm der Personalvorstand der DB Netz Herr Umlandt. Außerdem wurde das Geschehen auch moderiert, aber den Namen des Herrn der direkt vor dem Stehtisch steht, weiß ich leider nicht mehr.

Ab 12 Uhr konnte man sich schließlich frei bewegen und die verschiedenen Themengebiete besuchen:
- Infostände zum Thema Lärmschutz, Oberbau, DB VIS, Herzstück einer Weiche, DB Block, ETCS und GZ 1500
- Kabelmessung im Außenbereich
- Gleisbau im Außenbereich
- Vortrag zu Stuttgart 21
- Führung durch den Bahnpark

Außerdem stand nun das Buffet im vollem Umfang zur Verfügung, von kalten Gerichten, belegten Brötchen bis hin zu warmen Gerichten und Desserts. Beim Torwandschießen hatte man die Möglichkeit am Ende einen Tischkicker zu gewinnen.

Eine Vision ist der GZ 1500, ein Güterzug mit 1500 m Länge. Hier wurden Probleme, Vorteile und Lösungsansätze vorgestellt.

Da das Wetter wirklich sehr schön war, habe ich beschlossen mich zuerst im Außenbereich um zu schauen.

Dort steht u.a. auch der TEE, den man sich auch von Innen ansehen kann.

Einige Wagen sind noch nicht restauriert und bedürfen noch einigen Ausbesserungen.

Die Schaku für die mechanische Verbindung.

Blick in den Triebwerksraum.

Und natürlich in den Führerstand. Es ist schon Wahnsinn, wenn man sich überlegt, wie heutzutage die Führerstände aussehen.

Ein Thema im Außenbereich war die Kabelmessung. Hier wurde erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, Kabelfehler zu lokalisieren.

Für den Gleisbau werden u.a. solche Fahrzeuge benötigt. Dieses Gefährt ist ein Schleifwagen, mit dem der Schienenkopf z.B. nach dem Schweißen wieder glatt geschliffen werden kann.

Für die Vermessung dient dieser Wagen. Er wird einfach über das Gleis gezogen und zeichnet die ermittelten Werte auf. Dies sind z.B. Gleisverschlingung, Radius, Überhöhung und Höhenunterschied zwischen den Schienenprofilen.

Mit dem Ultraschallmessgerät können Haarrisse im Gleis lokalisiert werden. Senkrecht in das Gleis werden Ultraschallwellen gesendet. Anhand der Dauer, bis die Strahlen wieder zurück reflektiert werden, kann das Gerät ermitteln, ob hier ein Riss vorliegt oder nicht.

Das Schleifgerät im Einsatz:

Wegen der hohen Außentemperaturen wurde das Thermit-Schweißen nur einmal vorgeführt. Es war sicherlich eines der besonders interessanten Themenpunkte der Messe.

Vor dem Schweißen müssen die beiden Profile genau ausgerichtet werden. Danach wird eine Halterung befestigt, auf die später der Thermit-Eimer gesetzt wird.

Gussformen sorgen dafür, dass das Thermit nicht herausläuft. Diese Formen werden nur einmal verwendet.

Die Formen werden mit Eisenklemmen an das Gleis gepresst. Mit feuchtem Sand wird alles abgedichtet.

So sieht das Ganze nun aus:

Mit einem Bunsenbrenner wird das ganze vorerhitzt.

Schließlich kommt das Thermit zum Einsatz. Thermit ist ein Gemisch aus Eisen(III)-oxid- und Aluminium-Granulat. Nach dem Zünden mit einem pyrotechnischen Anzündemittel (ähnlich einer Wunderkerze) läuft eine sehr starke exotherme Reaktion ab, also es wird Energie in Form von Wärme frei. Dabei erhitzt sich das Gemisch auf über 2400°C. Die Reaktionsprodukte sind Aluminiumoxid und elementares Eisen in glühend-flüssigem Zustand. Das Aluminiumoxid schwimmt auf dem Eisen.

Das Eisen muss nun etwa 3 Minuten auskühlen. Dann ist es zwar immer noch unheimlich heiß und glüht, aber fließt nicht mehr.

Der Pappeimer brutzelt derweil vor sich hin...

Mit einer hydraulischen Presse wird das überschüssige Material abgeschabt.

Danach kann das Profil abgeschliffen werden und könnte theoretisch schon befahren werden. Trotzdem ist es noch so heiß, dass man in wenigen Sekunden eine fertige Bratwurst hätte.

Für 14 Uhr habe ich mich zu einer Führung durch den Bahnpark angemeldet.

Es geht nun hinaus ins andere Gebäude - zum Ringlokschuppen. Hier stand übrigens der Desiro. Zu sehen sind noch die blauen Ausstiegshilfen.

Ziel des Bahnparks ist es ja aus jedem europäischen Land ein Lokexponat zu besitzen. Daher steht hier z.B. auch eine österreichische E-Lok.

Natürlich kennt jeder die BR 120, die weltweit erste Drehstromlok. In diesem Punkt waren wir der Schweiz einfach voraus.

Sicherlich das traurigste Exponat ist der Gläserne Zug.

Wie ja jeder weiß ist am 12. Dezember 1995 der letzte verbliebene Triebwagen bei einem Unfall in Garmisch-Partenkirchen schwer beschädigt worden und wird nie wieder fahren. Seit Mai 2005 steht er im Bahnpark Augsburg.

Geplant ist zumindest das Gehäuse wieder aufzubauen, so dass man das Fahrzeug ohne diesem furchtbaren Anblick betrachten kann. Da jedoch der Rahmen verzogen ist und ein Schweißen zwischen dem alten Metall und neuen Materialien nicht so einfach möglich ist, müsste für ein fahrtüchtiges Fahrzeug der komplette Unterbau neu gebaut werden. Alles zu hohe Kosten, die kein Verein tragen könnte.

Irgendwann soll das Fahrzeug dann von beiden Seiten so aussehen:

Auch ein Exponat aus Frankreich ist ausgestellt.

Um 15 Uhr startete dann noch eine Diskussionsrunde mit einigen "hohen Tieren" der Bahn. Also es war eher so, dass der Moderator verschiedenes gefragt hat und die Mitarbeiter geantwortet haben. Aber das war auch gut so, denn nach den etwa 40 Minuten Fragerunde hatte sich nur einer der Studenten getraut etwas zu fragen ;-) Jedenfalls lässt sich abschließend sagen, dass die Bahn sicherlich ein guter Arbeitgeber ist. Sofern man einmal bei der Bahn angestellt ist, gibt es prinzipiell keinen Grund entlassen zu werden, außer man stellt sich sehr dumm an. Denn durch das breite Spektrum an Arbeitsmöglichkeiten ist auch z.B. nach einem Unfall eine Umschulung möglich. Auch intern finden ständig Fortbildungen statt und man kann sich somit weiterbilden.

Abschließend wurden alle mit einem Maulwurf beschenkt, die Dame in blau ist übrigens die Tatjana Hirsch, die sich um die Fahrkarten gekümmert hat ;-)

Und kaum hat man sich versehen ist ein Großteil der Leute auch schon wieder weg. Das bietet doch nochmal die Gelegenheit ein paar Bilder der Halle zu machen.

Im 20-min Takt sind schließlich Busse zurück zum Bahnhof gefahren. Ich habe den Tag noch etwas ausklingen lassen und vom Angebot des Freibiers Gebrauch gemacht. Um 17 Uhr ging's dann zurück zum Bahnhof.

Abschließend noch ein paar Bilder vom Blue-Star-Train.

Augsburg

Diesmal überpünktlich trifft der ICE 582 um 17:35 Uhr nach Hamburg ein. Wieder direkt mit keinem Zwischenhalt geht es nun zurück nach Würzburg.

Würzburg

Würzburg erreichte ich schließlich um halb 8 Abend.

Als Fazit möchte ich sagen, dass dies wirklich eine gelungene Messe war. Ich habe einiges erfahren und bin noch mehr davon überzeugt mein Hobby zum Beruf zu machen. Leider war die Zeit eigentlich viel zu kurz. Ich habe die ganzen Infostände nur überflogen, gerne hätte ich mich z.B. über das neue Zugsicherungssystem ETCS informiert und auch den Vortrag zu Stuttgart 21 gesehen, aber die 3 Stunden waren einfach zu wenig Zeit. Also ich muss in diesem Punkt die Bahn einfach mal sehr loben. So viel Aufwand zu betreiben war sicherlich auch kein geringer Kostenfaktor.