Diesellok D8

Dieser Umbaubericht ist eigentlich eher ein Baubericht, denn hier stelle ich den Eigenbau der Diesellok D8 der Zillertalbahn vor. Für mich ist dies eine Premiere, denn Fahrzeuge habe ich bisher noch nicht selber gebaut. Eigentlich ist es auch kein kompletter Selbstbau, denn ich kann auf bereits fertige Teile zurückgreifen, also sprechen wir hier vielleicht von einem Bausatz.

Für die Schmalspurbahner, die gerade kein Bild vor Augen haben. Es handelt sich um diese Diesellok. Die Zillertalbahn hat zwei Stück davon (D8 und D9), jedoch ist die D9 bereits ein Ersatzteilspender und auch die D8 kommt so gut wie nicht mehr zum Einsatz, da den Rollwagenverkehr die Lupos übernommen haben. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden, das Fahrzeug zu bauen.

Nahezu die komplette Lok (bis auf den Antrieb und das Fahrgestell) kommt aus dem Drucker! Hierzu steht der noch relativ unbekannte 3D Druck zur Verfügung. Die Modelle werden mit CAD Programmen gezeichnet und die Daten an Shapeways übermittelt. Nach einer kurzen Prüfung wird die Zeichnung frei gegeben und man kann sich das Modell bestellen und drucken lassen. Die Kosten für die D8 liegen bei rund 56 Euro. Zuzüglich dem Antrieb, Farben, Decals und ein paar Drähte für Geländer hat man hier ein Lokmodell für etwa 150 Euro. Für eine Kleinserie ein sicherlich akzeptabler Preis.

Der Zeichner des Modells ist Gerd Ziller. Über seinen Account auf Shapeways kann man das Modell bestellen. Obacht! Es gibt zwei Versionen. Bei der alten Version befindet sich auf der langen Seite das obere Spitzenlicht am Schornstein. Später wurde es nach vorne oberhalb des Kühlergrills gesetzt, da man festgestellt hat, dass ein beleuchteter Vorbau doch nicht so sinnvoll ist ;-)

Gerd hat auch noch die Gebus Diesellok und den Güterwagen Gw 167 gezeichnet (sowie viele weitere Modelle und Zubehörteile). Der Baubericht zum Güterwagen kan hier nachgelesen werden. Die Gebus Diesellok ist schon länger aus dem Dienst auf der Zillertalbahn ausgeschieden und daher für mich nicht mehr interessant, da ich mich auf Modelle beschränke die noch in Besitz der Zillertalbahn sind. Weitere Fahrzeuge hat Gerd angekündigt, also es lohnt sich immer mal wieder vorbei zu schauen. Unter dem Namen "Zillertalbahner" treibt er sich auch im österreichischen Forum www.schmalspur-modell.at rum und führt dort Bauberichte über seine neuen Modelle.

So kommt die Lok von Shapeways an (ich habe vergessen das Dach aufzusetzen, aber das ist natürlich auch mit dabei):

Außerdem liegen noch Kleinteile bei, auch die Kupplungen kommen fertig gedruckt.

Für das Fahrgestell hat sich Gerd was ganz tolles ausgedacht. Es wird einfach eine Piko Spur N Diesellok vom Typ G 1206 verwendet.

Die Lok muss nur ein klein wenig bearbeitet werden. Puffer ab, Drehgestellblenden ab, Führerstand weg und Geländer ab. Dann müssen die Seiten und die Front etwas abgeschliffen werden.

Und schon kann das Fahrgestell passgenau in den Rahmen eingesetzt werden.

Übrigens: Die D8 und D9 haben eigentlich gar keine Drehgestelle. Die beiden Inneren Achsen sind fest gelagert und die äußeren Achsen zur Seite verschiebbar. Da die Zillertalbahn auf kompletter Länge Rollwagentauglich ist und dementsprechend große Radien hat, wollte man sich so die Kosten für Drehgestelle sparen. Letztendlich war der Verschleiß aber enorm und die beiden Loks blieben Einzelstücke, weshalb sie auch nur auf der Zillertalbahn zum Einsatz kommen. Somit hätte es wohl nie einen Hersteller gegeben, der die Lok in Serie produziert hätte.

Das Gehäuse der Piko Lok kann wieder aufgesetzt werden, was sich auch durchaus empfiehlt, da es komplett aus Metall ist und somit der Lok ein hohes Gewicht verleiht. Trotzdem sollte es später während der Lackierarbeiten auch in den Farben des Rahmens mitlackiert werden, da teilweise durch Löcher das gelb sichtbar ist.

Auch die Radscheiben müssen farblich behandelt werden, denn Scheibenbremsen hat das Fahrzeug wohl kaum...

Dass die Lok derzeit einen MRCE-Look hat liegt daran, dass ich das Innere fast komplett schwarz lackiert habe, damit das Gehäuse für die spätere Beleuchtung lichtdicht ist.

Ein Blick von Unten.

Und schon kann eine Probefahrt gemacht werden.

Nun stehen die Lackierarbeiten an. Wie bereits erwähnt sollte im Falle eines Beleuchtungseinbaus das Innere schwarz lackiert werden, da es sich um durchsichtigen Kunststoff handelt.

Die Farben habe ich mir über die RAL Tabelle näherungsweise erarbeitet. Ich habe mit Dutzenden Fotos verglichen und ich konnte keinen einheitlichen Farbton feststellen. Auf jeden Fall ist die Lok in einem deutlich hellerem Rot lackiert, als die Neubaufahrzeuge. Ich denke, die Farbe ist auch schon etwas ausgeblichen. Daher habe ich mich für RAL 3016 Korallenrot entschieden. Der Rahmen bekommt RAL 7043 Verkehrsgrau B und das Dach RAL 7042 Verkehrsgrau A.

Für die Radscheiben habe ich die Revell Farbe 09 Anthrazit gewählt. Auch die messingfarbenen Radschleifer kann man etwas bemalen, denn der Glanz fällt doch sehr stark auf.

Wie bereits angekündigt wird auch das komplette Piko Gehäuse in der Rahmenfarbe lackiert. So fällt es nun wirklich nicht mehr auf.

Am spannendsten war die Lackierung des Gehäuses. Wie wird die Farbe wirken? Ich denke zu behaupten der Farbton ist zu 100 % getroffen wäre gelogen. Aber ich denke es kommt relativ gut hin. Dass ich kein geborener Lackierer bin sieht man sicherlich, trotzdem bin ich mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden.

Nach erfolgreicher Lackierung konnten die Kleinteile angesteckt werden. Dazu zählen zwei Hörner, eine Glocke und die beiden Bremsschläuche. Im nächsten Schritt wurden die Fenster eingesetzt. Dazu habe ich übrig gebliebene Faller Fensterfolien passend zurecht geschnitten, die jedem Gebäudebausatz in ausreichender Menge beiliegen. Die Folien wurden mit Revell Kunststoffkleber befestigt. Es ist darauf zu achten, den Kleber wirklich nur in kleinen Mengen aufzutragen und das Fenster sofort passend zu positionieren, da die Lösungsmittel die Farbe angreifen und diese sonst über das Fenster verschmiert wird. Den schwarzen dicken Dichtungsgummi habe ich mit einem schwarzen Edding aufgetragen. Auch die Türgriffe und den Fensterrahmen wurden mit einem silbernen Edding bemalt. Nun sieht die Diesellok doch schon ganz ansehnlich aus.

Natürlich soll die Lok auch eine LED Beleuchtung bekommen. Ich empfand es als notwendig die Lampenfassungen für das Spitzensignal aufzubohren, denn Gerd hat nur ein kleines Loch zum einstecken des Stifts des Lampenschirms vorgesehen. Wenn durch dieses kleine Loch aber die LED leuchtet, dann wird der Lampenschirm nur in diesem Bereich angestrahlt und der Rest bleibt dunkel. Ich hoffe man kann sich mein Geschreibsel bildlich vorstellen. Daher wird eben das Loch aufgebohrt, so dass der komplette Lampenschirm erstrahlen kann.

Auch für die roten LEDs musste ich etwas experimentieren. Seltsamerweise leuchtete ein großer Bereich des Gehäuses um die rote LED, trotz bemalen mit schwarzer Farbe. Ich weiß nicht woran das liegt, da kenne ich mich in Optik zu wenig aus, vermute aber, da das Innere des Loches ja weiterhin durchsichtig ist, dort das Licht aufgenommen wird und somit das Gehäuses erstrahlt. Also habe ich etwa 5 mm Lichtleiter eingesetzt, denn ein Lichtleiter leitet nur am Ende das Licht nach außen.

Mag vielleicht etwas unordentlich ausschauen, aber alles funktioniert wie es soll.

Die Kupferlackdrähte werden zentral zu einer kleinen Platine geführt. Dort befinden sich dann auch die SMD Widerstände, sofern ich nicht schon an anderer Stelle einen eingesetzt habe. Hier werden später die Decoderkabel direkt angelötet.

Auf den Lichtleiter habe ich einen kleinen roten Punkt mit Window Color aufgeklebt. Der kleine Farbkleks wird aber zuerst auf Klarsichtfolie getropft, denn es kann passieren, dass sich die flüssige Farbe schnell wo anders anhaftet und verläuft.

So sieht das Ergebnis fertig aus:

Als Digitaldecoder wird wie auch bei meinen anderen H0e Fahrzeugen ein Lenz Gold in Verbindung mit der USP Puffertechnik verbaut. Zwar habe ich mittlerweile die Achsen mit Haftreifen gegen Achsen ohne Haftreifen getauscht, aber trotzdem gibt es immer mal wieder Aussetzer und eine Lok anschieben ist wirklich ein Unding.

Der Decoder wird auf das Gehäuse der Piko Diesellok geklebt. Ein etwas komisches Gefühl ist es schon einen Digitaldecoder auf dem Gehäuse einer Lok zu befestigen, aber es ist ja zum Glück nur das Fahrwerk ;-) Übrigens habe ich die Hauptplatine aus der Lok rausgeschmissen. Es war mir zu blöd die vier Pins auf der Platine zu suchen und bei ebay kann man das Teil ja noch in etwas Geld umwandeln.

Der Kondensator wird in den Führerstand geklebt. Hier muss man aufpassen, dass er dort sitzt, wo später das breite Teil des Fahrerhauses sitzt, sonst geht die Lok nicht mehr zu. Das tolle ist: Man kann weiterhin durch den Führerstand schauen, da die Oberkante des Pufferpacks unterhalb der Fensterkante liegt :-) Da bin ich doch sofort am überlegen eine Führerstandsbeleuchtung nachzurüsten und Gerd zu fragen, ob er nicht Lust hat eine einfache Führerstandseinrichtung zu kreieren.

Die Litzen für die LED Beleuchtung werden direkt an die Widerstandsplatine gelötet. Die Litzen sind ausreichend lang, um das Gehäuse bequem abzunehmen, eine Steckverbindung habe ich mir gespart.

Der nächste Arbeitsschritt sind die Griffstangen, da Gerd noch etwas Zeit für die Decals benötigt. Hierzu habe ich mir 0,4 mm Draht von Sommerfeldt besorgt. Ein erster Test soll schon mal zeigen, auf was das ganze hinausläuft. Für die Serienfertigung muss ich mir aber Maßzeichnungen anfertigen, den Pi mal Daumen biegen wird nicht gut ausschauen. Ich weiß allerdings noch nicht so recht, ob ich mich auf die Arbeit freuen soll?!

Also habe ich mich am Abend hingesetzt und alle Griffstangen vermessen. Herausgekommen ist diese Maßzeichnung. Einfach ausdrucken und den Draht danach biegen. Etwas heikel ist die große Frontpartie, da die Griffstange dort auch nach vorne gebogen verläuft. Ich habe auf der Zeichnung daneben eine Seitenansicht gefertigt, diese kann man sich etwas zu Hilfe nehmen. Gleich sieht man auch noch eine Aufnahme aus der Vogelperspektive, damit sollte deutlich werden, was gemeint ist.

Zunächst aber darf man sich haufenweise Arbeit machen. Bei den letzten Griffstangen ist mir der Einfall bekommen die Enden länger zu lassen. So kann man sie mit der Pinzette zum Bemalen (mit Revell Farbe 09 Anthrazit) gut anfassen.

Probeweise habe ich schon mal die Frontpartie bestückt, aber für den Rest muss ich mir erst einen dünneren Bohrer kaufen, denn der dünnste mit 0,5 mm ist immer noch zu dick.

Hier ein Blick aus der Vogelperspektive. Man sieht schön die nach vorne gebogene Griffstange. Es ist also nicht nur erforderlich zweidimensional zu biegen, sondern sogar dreidimensional.

Die Idee mit der Führerstandsbeleuchtung habe ich auch gleich umgesetzt, so was lässt sich ja unglaublich einfach realisieren und da sowieso noch ein Ausgang am Decoder frei war...

Man kann trotz Pufferpack immer noch von der einen Seite zur anderen durchschauen.

So, die Griffstangen sind montiert.

Die einzel stehenden senkrechten Griffstangen haben an der Spitze eine kleine Kugel. Zuerst habe ich überlegt wie ich das hinbekomme, aber dann haben ich den genialen Tipp bekommen einen Leimpunkt zu setzen. Der Draht wird dazu an der Spitze in einen Tropfen Weißleim getaucht, so dass sich ein Klebepunkt bildet. Ich finde das Ergebnis gut.

Die Decals hat ebenfalls Gerd erstellt. Sie können bei Modellbahndecals.de bestellt werden. Es ist erstaunlich, wie so ein paar Decals die Optik enorm aufwerten.

Die schwarzen Kühlergrill Flächen wurden mit Revell Aqua Color bemalt. Diese Farbe hat den Vorteil, dass sie trotzdem sehr gut deckt, aber die Struktur weiterhin zum Vorschein kommt.

Und fertig schaut nun das gute Stück so aus: